Freiwilligkeit und Überzeugung anstatt verpflichtende Tauglichkeitstests

Potsdam, 04. April 2012: Zu den Forderungen nach Tauglichkeitstests für ältere Fahrer erklärte der Präsident der Landesverkehrswacht Brandenburg Jürgen Maresch, MdL: Immer wieder ist von spektakulären, von älteren Fahrern verursachten Unfällen in den Medien zu lesen. Unfallforscher haben schon seit einiger Zeit den demographischen Wandel und seine Auswirkungen auf die Unfallzahlen im Blick. Unter dieser Maßgabe hat die DEKRA Unfallforschung untersucht, welchen Einfluss das Fahreralter auf das Unfallrisiko hat. Bei der Analyse des Unfallgeschehens lässt sich feststellen, dass sich die Unfallursachen mit zunehmenden Fahreralter ändern.

Während bei jungen Fahrern in nahezu 50 Prozent aller Fälle eine nicht angepasste Geschwindigkeit als Hauptunfallursache festgestellt wird, nimmt dieser Wert mit unter 15 Prozent bei den Senioren deutlich ab. Auch das fahren unter Alkoholeinfluss oder anderen berauschenden Mitteln tritt bei älteren Verkehrsteilnehmern deutlich seltener auf als bei jungen. Klare Zunahmen lassen sich dagegen bei komplexen Verkehrssituationen registrieren. Vorfahrt– und Abbiegefehler machen bei den jungen Fahrern etwa 40 Prozent der Ursache aus, mit zunehmendem Alter steigt dieser Wert auf 75 Prozent. Durch ihre langjährige Erfahrung können Senioren altersbedingte Einflüsse wie nachlassendes Seh– und Hörvermögen, reduzierte Beweglichkeit und zunehmende Reaktionszeiten durch vorsichtiges Fahren kompensieren. Aber mit altersbedingten steigenden Beeinträchtigungen nimmt die Kompensationsfähigkeit ab. Das Alter spielt zwar bei der Fahreignung eine wichtige Rolle, der Zeitpunkt, ab dem besser nicht mehr Auto gefahren werden sollte, unterliegt aber immer starken individuellen Einflüssen. Die Festsetzung einer Altersgrenze zur zwingenden Durchführung von Tauglichkeitstests ist also ist nach Sicht der Landesverkehrswacht Brandenburg nicht Ziel führend. Wir setzen auf Freiwilligkeit und Überzeugungskraft. Die Programme der Landesverkehrswacht für ältere Verkehrsteilnehmer sind darauf ausgelegt, dass sich jeder Verkehrsteilnehmer die Frage stellt, ob er fahrtauglich ist. Eine große Verantwortung sehen wir hier neben dem Verkehrsteilnehmer auch bei den Hausärzten bzw. bei Fahrlehrern und Polizeibeamten. In vielen Fällen können so Wege gefunden werden, mit denen die Mobilität und Sicherheit erhalten bleiben.